Das Kondom - wie Sie es richtig und sicher verwenden können

Kondome sind das Verhütungsmittel Nr. 1, wenn es um Safer Sex und die Vermeidung von sexuell übertragbaren Krankheiten (STD - sexually transmitted diseases) geht. Das Kondom ist eine sogenannte Barrieremethode, die verhindert, dass der Samen des Mannes in die Frau eindringen kann. Dies verhütet eine Schwangerschaft. Der Pearl-Index für Kondome liegt bei 2-4. Das bedeutet, dass von 100 Frauen, die mit einem Kondom verhütet haben, 3-4 schwanger geworden sind. Diese scheinbare hohe Versagerquote beruht jedoch in den allermeisten Fällen auf Fehlern bei der Verwendung der Kondome. Durch die strengen gesetzlichen Regelungen ist die Wahrscheinlichkeit eines Produktionsfehlers oder Qualitätsmangels sehr gering.

Dies ist auch enorm wichtig für die Funktion des Kondoms als Schutz vor Infektionskrankheiten. Das Kondom verhindert, dass Körperflüssigkeiten mit den empfindlichen Schleimhäuten in Berührung kommen und dabei gegebenenfalls Viren, Pilze oder Bakterien übertragen.

Damit Sie wirklich sicher mit dem Kondom verhüten können, sollten Sie ein paar Dinge beachten. Hier finden Sie nicht nur eine Beschreibung, wie das Kondom richtig über- und wieder abgezogen wird, sondern auch Lagerhinweise und Wissenswertes ebenso wie ein paar hilfreiche Tipps zur Bewältigung häufiger Schwierigkeiten. Keine Sorge, es ist alles nicht so schwierig, wie es vielleicht beim ersten Mal aussieht. Übung macht den Meister, auch mit Kondomen!

 

Wie benutzen Sie das Kondom richtig?

 

  • Warten Sie, bis der Penis richtig steif ist!
  • Vorhaut zurückziehen (falls vorhanden)
  • Aus dem Reservoir ("Schnippel" vorne am Kondom) die Luft herausdrücken! Das schafft Platz für den Samen!
  • Kondom auf die Eichel (Penisspitze) legen, die "Rolle" muss außen liegen!
    Achtung! Neues Kondom verwenden, wenn es "verkehrt herum" draufgesetzt wurde, oder wenn das Abrollen nicht klappt! Es könnte sich schon Samen daran befinden!
  • Kondom bis zum Ende abrollen! Nicht ziehen! Bereitet das Schwierigkeiten, ist das Kondom zu klein!
  • Penis gleich nach Samenerguss herausziehen und das Kondom entfernen, bevor er erschlafft! Dabei das Kondom festhalten! Es könnte sonst vom Penis rutschen.
  • Keinen Samen aus dem Kondom drücken, sondern Kondom einfach zuknoten.
  • Benutzte Kondome sofort in den Müll werfen und danach Hände und Penis waschen.
  • Kondome gehören in den Hausmüll und nicht in die Toilette.

 

Tipps zur richtigen Verwendung von Kondomen

 

  • Kondome dürfen nur einmal benutzt werden! Auf gar keinen Fall dürfen sie, zum Beispiel um Geld zu sparen, ausgewaschen werden! Zum einen verbleiben krankheitserregende Keime am und im Kondom, zum anderen können sie leichter reißen.
  • Kondome vor Hitze schützen (Achtung! Packung nicht im Auto liegen lassen!) Vor Heizkörpern und starker Sonneneinstrahlung muss das Kondom geschützt werden.
  • Kondome vor zu großer Kälte schützen! Auch Frost macht Latex brüchig. Eine kühle Zimmertemperatur ist dagegen ideal.
  • Kondompackungen nicht mit einer Schere, einem Taschenmesser oder anderen scharfen, spitzen Gegenständen öffnen! Das betrifft sowohl die äußere Verpackung als auch die Siegelfolie.
  • An den Kondomen nicht kratzen! (Vorsicht: Fingernägel, Schmuck, Zähne ..)
  • Beachten Sie das Verfallsdatum!
  • Nicht vor dem Gebrauch aufrollen, um die Dichte zu überprüfen! Das erhöht die Gefahr von Beschädigungen! Ist die Siegelfolie bereits beschädigt, sollten Sie das Kondom nicht mehr verwenden.
  • Nur passende Kondome sind richtig sicher! Hierbei ist die passende Breite wichtiger als die Länge des Kondoms. Zu kleine Kondome reißen bzw. platzen schneller, bereiten Schmerzen, sind schwierig überzuziehen und lassen den Penis eventuell sogar eher schlapp werden. Zu große Kondome können steckenbleiben und rutschen leichter ab.
  • Zwei Kondome übereinander sind nicht doppelt sicher sondern unsicherer! Durch die Gleitbeschichtung rutscht das äußere Kondom dabei leichter ab; bei trockenen Kondomen kann das äußere Kondom das innere mitziehen.
  • Bei Analverkehr ist die Verwendung von extra starken (= dicken) Kondomen zusammen mit einem geeigneten Gleitmittel empfehlenswert.
  • Stellungswechsel? Kondom festhalten oder ein neues benutzen!
  • Latexkondome nur mit fett- und öl-freien Gleitmitteln verwenden (Herstellerangabe beachten)! Geben Sie das Gleitgel nicht in das Kondom, sondern darauf.
  • Bei gleichzeitiger chemischer Verhütung mit Zäpfchen, Schaum etc., müssen diese Mittel fettfrei sein. Fragen Sie hierzu Ihren Arzt oder Apotheker und lesen Sie die Gebrauchsanweisung sorgfältig durch.
  • Verwenden Sie bereits dann ein Kondom, wenn der Penis in die Nähe der Schleimhäute des Partners gelangt, nicht erst beim Eindringen.
  • In vielen Urlaubsländern findet man Kondome gar nicht oder nur in zweifelhafter Qualität. Deshalb zur Sicherheit Kondome immer schon vorher kaufen und mitnehmen!

 

Schwierigkeiten bei der Verwendung von Kondomen

 

  • Unsicherheit bei der Handhabung ist vor allem am Anfang häufig, wegen fehlender Erfahrung. Aber: Kondome zu benutzen kann geübt werden!
  • störende Unterbrechung beim Sex. Bei genügender Erfahrung geht das Überziehen des Kondoms in Sekundenschnelle. Mittlerweile gibt es sogar Kondome mit Abziehbändchen für besonders schnelles Überziehen. Manche Hersteller werben auch mit einem extra einfachen Handling. Probieren Sie es am besten zusammen mit Ihrem Partner / Ihrer Partnerin und machen Sie das Überziehen des Kondoms zu einem Teil Ihres gemeinsamen Vorspiels.
  • Zweifel an der Sicherheit. Pannen bei der Anwendung von Kondomen liegen meist an Anwendungsfehlern und nicht am Material oder gar Produktionsfehlern. Dafür sorgen strenge Kontrollen, elektronische Lochtests und andere hohe Standards, die Kondome als Medizinprodukte erfüllen müssen.
  • bei manchen Menschen eingeschränkte Empfindungsfähigkeit. Es gibt ultradünne Kondome, mit denen dieses Problem beinahe aus der Welt geschafft ist. Sehr sensible Menschen werden den Unterschied trotzdem fühlen. Hier hilft ein verständnisvoller Partner, der darauf einfühlsam reagiert. Zudem reduziert sich das Kondom-Gefühl, wenn sich das Material an die Körpertemperatur angepasst hat.
  • spezielle Probleme mit der Form, Größe oder dem Material, wie z.B. Allergien, Piercings, große Eichel, dicke Peniswurzel etc. Es gibt heutzutage für fast jeden ein passendes Kondom, da diese in den verschiedensten Materialien, Größen und Formen angeboten werden. Wenn Sie eine spezielle Frage haben, können Sie uns jederzeit kontaktieren. Wir beraten Sie gerne!
  • Angst, dass es als Zeichen von Misstrauen gewertet wird. Das ist im Normalfall unbegründet. Reden Sie unbedingt miteinander, falls Sie oder Ihr Partner solche Gefühle haben. Safer Sex zeugt von Vernunft und nicht von Misstrauen.

 

Lassen Sie sich nicht überreden, auf Verhütung zu verzichten (wenn Sie es nicht beide wollen, zum Beispiel im Rahmen einer langjährigen Partnerschaft) - es geht um Ihre Gesundheit. Sie können selbst entscheiden. Verzichten Sie im Notfall lieber auf den Sex.

 

Kondom geplatzt, abgerutscht oder gerissen - Was tun im Notfall?

 

Falls trotz aller Vorsicht einmal ein Kondom geplatzt oder ausgelaufen ist, verfallen Sie bitte nicht in Panik. Es gibt verschiedene Dinge, die Sie jetzt tun können. Das Wichtigste: Ruhe bewahren!

 

  • Den Penis einschließlich der Innenseite der Vorhaut sanft waschen. Urinieren (Pinkeln) hilft Reste von Körperflüssigkeiten zu entfernen.
  • Die Vagina/den Anus sanft waschen/abduschen. Bitte führen Sie keine Spülungen durch, da sich das Infektionsrisiko durch mögliche Verletzungen erhöht. Pressen hilft, aufgenommenes Sperma zumindest teilweise zu entfernen.
  • Bei Oralsex das Sperma/Vaginalsekret entweder sofort ausspucken oder schnell schlucken! Behalten Sie es nicht im Mund (wahrscheinlich der wichtigste Übertragungsweg für HIV). Spülen Sie den Mund mit Wasser aus. Putzen Sie sich nicht die Zähne, denn dadurch könnten Sie Viren ins Zahnfleisch reiben.
  • Ist Sperma in die Augen gelangt, diese schnellstmöglich mit Wasser(!) ausspülen, nicht mit Desinfektionsmittel oder Alkohol, und auch nicht mit Seife (dadurch werden die Augen geschädigt).
  • Um eine Schwangerschaft zu verhindern, können Sie sich die "Pille danach" verschreiben lassen. Diese muss möglichst innerhalb von 12 Stunden nach dem Sex genommen werden, spätestens aber innerhalb von 48 Stunden. In Deutschland ist die "Pille danach" in Apotheken rezeptfrei erhältlich. In anderen europäischen Staaten wie, z. B. in der Schweiz, England oder Frankreich ist das Medikament ebenfalls frei verkäuflich und damit rezeptfrei.
  • Etwas später, bis zu 5 Tage nach dem Sex, können Sie sich eine "Spirale danach" vom Frauenarzt einsetzen lassen.
  • Falls Sie befürchten, sich mit einer Krankheit angesteckt zu haben, sollten Sie möglichst bald zu einem Arzt gehen, der Sie dahingehend beraten/behandeln kann. Wenn Sie den Verdacht haben, sich mit HIV infiziert zu haben, sollten Sie möglichst bald einen Arzt aufsuchen, idealerweise innerhalb von zwei Stunden, um eine PEP (Postexpositionelle Prophylaxe) durchführen zu lassen! Diese ist bereits nach längstens 72 Stunden nicht mehr sinnvoll.