Safer Sex - Aber wie?
Safer Sex bezeichnet Verhaltensweisen, die dazu beitragen, das Sexleben sicherer zu gestalten (100prozentige Sicherheit gibt es nicht!). Eine andere Bezeichnung ist z.B. "geschützter Sex". Safer Sex bedeutet, den Kontakt mit Körperflüssigkeiten zu reduzieren bzw. zu verhindern, die möglicherweise Krankheitserreger enthalten könnten.
Das Infektionsrisiko für sexuell übertragbare Krankheiten ist
- gering durch Speichel
- mittelschwer durch Scheidensekret
- sehr hoch durch Blut und Sperma
- höher für den aktiven bzw. empfangenden Partner
Der Begriff Safer Sex wird häufig in Bezug auf HIV verwendet. Die Verhaltensweisen schützen jedoch auch vor ungewollten Schwangerschaften und natürlich vor anderen, teilweise schmerzhaften, chronischen oder lebensgefährlichen Erkrankungen. Die meisten Infektionen können heutzutage jedoch gut behandelt werden, wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Wenn Ihnen Veränderungen an Ihrem Körper (Brennen, Schmerzen, Juckreiz, Hautveränderungen, übelriechender oder verfärbter Ausfluss etc.) oder Ihres Allgemeinbefindens auffallen, wenden Sie sich bitte an ihren Arzt. Wichtig: Bei sexuell übertragbaren Infektionen müssen immer beide Partner behandelt werden!
Übrigens: Der sicherste Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten besteht darin, den Sexualpartner nicht zu wechseln. Dies ist jedoch nicht immer möglich, und für viele Menschen auch nicht wünschenswert. Deswegen ist es wichtig, sich umfassend über die Möglichkeiten eines geschützten Sexlebens zu informieren - im eigenen Interesse, und im Interesse Ihrer Partner. Denn jeder kann Krankheitserreger übertragen. Nicht immer können einem Menschen Infektionen angesehen werden. Auch Sie selber können Krankheiten übertragen, ohne dass es Ihnen bewusst ist. Safer Sex beinhaltet also auch die Verantwortung, Ihren Sexualpartner zu schützen.
Übermäßiger Alkoholgenuss und die Einnahme von Drogen sind im Sinne von Safer Sex nicht empfehlenswert, da die Risikobereitschaft gesteigert ist und Hemmschwellen herabgesetzt werden.
Safer Sex ist mehr als nur Sex
In Deutschland werden die Menschen optimaler Weise bereits in der Schule und zu Hause über Safer Sex aufgeklärt. Auch viele Einrichtungen, wie die BZGA, ProFamilia und andere, widmen sich dem Thema Aufklärung und Safer Sex. Dennoch gibt es leider noch sehr viel Un- und Halbwissen zu dem Thema. Außerdem erschweren Hemmnisse, z.B. von Seiten der Eltern oder Lehrer, oft eine sachgerechte Aufklärung. Manche "Dinge" werden ungern beim Namen genannt, über andere schweigt man sich lieber ganz aus. Auch Erwachsenen untereinander fällt das Gespräch oft schwer. Schließlich geht es um etwas sehr Intimes.
Miteinander reden ist jedoch der erste Schritt zu einem sicheren Sexleben. Reden Sie mit Ihrem Partner über Verhütung. Ergreifen Sie die Initiative! Manchmal fällt das miteinander reden schwer, vor allem wenn Sie und Ihr Partner aus verschiedenen Kulturkreisen stammen, oder ein Partner negativ vorbelastet ist. Trauen Sie sich dennoch. Wahrscheinlich ist Ihr Partner sogar froh, wenn Sie das Thema ansprechen.
Vor allem bei wechselnden Partnern oder One-Night-Stands kann ein "Gespräch" über Safer Sex auch sehr kurz ausfallen, indem Sie nach einem Kondom fragen, oder sagen, dass Sie eines dabei haben. Manchmal ist es auch der einfachste Weg, ohne zu reden einfach ein Kondom zu benutzen.
Lassen Sie sich nicht überreden, auf Verhütung zu verzichten (wenn Sie es nicht beide wollen, zum Beispiel im Rahmen einer langjährigen Partnerschaft und/oder bei gemeinsamem Kinderwunsch) - es geht um Ihre Gesundheit. Sie können selbst entscheiden. Verzichten Sie im Notfall lieber auf den Sex.
Hygiene
Hygiene ist wichtiger Punkt, um sich vor Infektionen zu schützen oder diese rechtzeitig zu erkennen. Beim täglichen Waschen dem Körper Aufmerksamkeit zu schenken, sorgt für ein besseres Körpergefühl. Dadurch werden Warnsignale für Infektionen schneller entdeckt. Scheidenspülungen, Intimsprays, Seife, (zu starke) Tampons - das alles kann die Scheidenflora negativ beeinflussen. Ein feucht-warmes Klima, wie es durch Slipeinlagen, Kunstfaserunterwäsche und enge Kleidung um den Intimbereich verursacht wird, begünstigt das Wachstum von Pilzen. Besser ist es, auch für Männer, atmungsaktive Unterwäsche zu tragen (Baumwolle) und den Intimbereich nur mit Wasser oder einer speziellen Waschlotion zu waschen. Letzteres empfiehlt sich vor allem bei der Neigung zu Pilzinfektionen oder bereits bestehenden Infektionen.
Regelmäßiges Händewaschen beugt vor! Nach dem Gang auf die Toilette, nach dem Geschlechtsverkehr (einschließlich Petting!) und vor dem Essen. Achtung! Kontakt- und Schmierinfektionen (wie bei Hepatitis A und C, Tripper, Chlamydien) können durch kleinste Kotteilchen an den Händen oder an Gegenständen, die von Erkrankten berührt wurden, verursacht werden. Das Waschen mit Seife ist im Normalfall jedoch ausreichend, Desinfektionsmittel sind überflüssig und schaden auf Dauer nur (Säureschutzmantel der Haut wird zerstört, resistente Keime werden gezüchtet) wenn sie nicht begründet eingesetzt werden, zum Beispiel bei beruflich bedingtem direktem Kontakt mit erkrankten Personen und deren Ausscheidungen, oder beim Zusammenleben mit selbigen. Besonders beim Reinigen des WCs sollte dann umsichtig gehandelt werden, zum Beispiel indem Sie Handschuhe benutzen.
Safer Sex - die Praxis
Beim Sex können Sie sich mit verschiedenen Methoden wirksam gegen Infektionen schützen.
Zum Thema Oral-Sex finden Sie hier ausführliche Informationen über sicheren Intimverkehr. Die verwendeten Verhütungsmittel für den Oral-Sex sind das Kondom und der Dental Dam (ein dünnes Latextuch, auch "Lecktuch" genannt).
Sowohl beim Vaginal-Sex als auch beim Anal-Sex sollte ein Kondom verwendet werden. Wie Sie ein Kondom sicher verwenden, sowie weitere Tipps und Informationen finden Sie hier. Für den Vaginal-Sex gibt es auch die Variante, ein Femidom zu benutzen. Ausreichend Gleitmittel schützt die Schleimhäute vor Verletzungen, vor allem bei hartem Sex.
Fisting ist eine Sexualpraktik, die ein großes Verletzungsrisiko birgt. Es wichtig, dabei auf sauber geschnittene Fingernägel zu achten und reichlich Gleitmittel zu verwenden. Latex-Handschuhe schützen vor dem Kontakt mit Körperflüssigkeiten.
Beim Petting sollte darauf geachtet werden, dass keine Körperflüssigkeiten mit den empfindlichen Schleimhäuten in Berührung kommen. Bei offenen (auch sehr kleinen) Wunden oder während der Periode können Sie als Schutz ein Fingerkondom verwenden. Bei offenen Wunden am Mund oder bestehenden Pilz-, Herpes-, oder ähnlichen Infektionen sollten Sie sich solange nicht küssen, bis die Stellen verheilt sind.
Wenn Sie gemeinsam Sexspielzeuge benutzen, sollten sie diese nach dem Gebrauch gründlich waschen bzw. desinfizieren. Wenn Sie Kondome verwenden, verwenden Sie für sich und Ihren Partner jeweils ein neues. Es gibt auch spezielle Kondome ohne Reservoir, die für den Gebrauch mit Toys besonders empfehlenswert sind.
Blutige Sexualpraktiken sind im Sinne des Safer Sex nicht empfehlenswert, da ein hohes Infektionsrisiko besteht. Achten Sie darauf, dass kein Kontakt von Schleimhäuten und Körperflüssigkeiten zustande kommt.
Jugendliche und Safer Sex - ein Tabu?
Vor allem gegenüber Jugendlichen fällt ein offenes Gespräch über Sex und Verhütung oft schwer. Viel zu häufig informieren sich Teenager bei unseriösen Quellen, teilweise auch nur bei ihren Freunden. Aufklärung und Vorsorge ist jedoch besser als im Nachhinein bereuen zu müssen. Zuerst einmal ist es wichtig zu akzeptieren, dass Jugendliche Sex haben oder Sex haben könnten, auch wenn diese Tatsache vielleicht nicht unseren Wünschen oder Vorstellungen (als Elternteil, Erzieher, Erwachsener etc.) entspricht. Eine viel zu hohe Zahl an Teenager-Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten bereits im Jugendalter belegen, dass es noch viel Gesprächs- und Aufklärungsbedarf zu dieser Thematik gibt. Zeitschriften wie die Bravo und diverse Internetseiten greifen die Thematik auf und versuchen die Jugendlichen aufzuklären. Denn Safer Sex bedeutet auch für Jugendliche erst einmal Aufklärung: den Körper und seine Sexualität kennenzulernen. Jugendliche haben Fragen, die sie oft nicht stellen möchten, z.B. weil sie sich dafür schämen. Erfreulich ist jedoch, dass mehr als drei Viertel der Jugendlichen Kondome benutzen. Manche Schwierigkeiten in Bezug auf Safer Sex sind jedoch geradezu typisch für Jugendliche. Ein paar Beispiele möchte ich hier einmal herausgreifen.
- Keine Verhütung beim ersten Mal
Immerhin fast ein Zehntel aller Jugendlichen verhütet beim ersten Mal gar nicht. Einmal ungeschützter Verkehr kann jedoch schon zu einer Schwangerschaft oder einer Infektion führen. Darum: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Kondome können dank passender Hüllen diskret aufbewahrt werden und sind so im "Notfall" immer dabei, auch wenn es auf einmal ganz schnell geht. - Die Pille reicht aus - oder etwa nicht?
Etwa 40% der jugendlichen Mädchen nimmt von Anfang an die Pille. Diese schützt effektiv vor Schwangerschaften. Zur Vorbeugung von Geschlechtskrankheiten ist es jedoch empfehlenswert, eine Barriere-Methode wie das Kondom zu verwenden, vor allem bei wechselnden Partnern und zu Beginn einer neuen Beziehung. - Das Kondom rutscht, wie peinlich!
Jugendliche brauchen oft ein engeres Kondom als ältere Männer, denn der Penis ist noch nicht ausgewachsen. Das ist kein Grund für Peinlichkeiten. Viele Hersteller haben darauf bereits reagiert, und bieten sogenannte "Jugendkondome" an. Diese sind entweder am Rand verstärkt und enger, damit sie nicht rutschen, oder sie haben eine geringere nominale Breite (49mm oder weniger). - Wie verwende ich das Kondom richtig?
Die ersten Male ein Kondom zu benutzen, kann unter Umständen frustrierend sein. Wichtig ist, ein passendes Kondom zu benutzen und am besten schon ein bisschen zu üben, wie das Kondom übergezogen wird. Und wenn doch alles schief geht? Locker bleiben und die Situation mit Humor tragen. Tipps zur richtigen Kondombenutzung finden Sie hier.